"Entschuldigt"
,entgegnete Saron, "aber ich wollte nur erläutern, dass
nicht alles, was uns wunderlich erscheint, ein Wunder ist und
doch manches, was uns ganz erklärbar vorkommt, ein Wunder
sein kann. Ein Beispiel: Meine Gefährtin und ich haben zwei
Töchter. Im Grundschulalter fiel eine von ihnen aus dem
Fenster der Mansarde des Dachgeschosses unseres
Einfamilienhauses, rutschte über das Dach und landete auf
der Steinterrasse. Wir beteten für unser Kind und fuhren in
die Notfallklinik. Nach der Untersuchung kam der Arzt und sagte
zu unserer Tochter: Weißt du, dass heute ein Wunder an dir
geschehen ist? Denn er hatte keine schwerwiegenden Verletzungen
an ihr entdeckt. Ein andermal erkrankte unsere andere Tochter an
hohem Fieber. Das Fieber stieg in kurzen Schüben im 5
Minuten Takt auf über 40 Grad. Wir hatten alles getan, was
wir tun konnten: Wadenwickel gemacht,Medizin verabreicht, ein
Krankenhaus war 35 km entfernt, kein Kinderarzt war zu erreichen.
Wenige Minuten später öffnete die Kleine bei 41,2 Grad
die Augen und fragte mich, ob sie jetzt sterben müsse. Nein,
sagte ich, du wirst nicht sterben, wir beten jetzt. Und wir baten
Gott voller Angst und auch voller Vertrauen, uns unser Kind nicht
zu nehmen und augenblicklich sank das Fieber in kurzen Schritten
auf 38 Grad. Sicherlich kein Wunder mag mancher sagen. So etwas
passiert. Ja, aber für uns war und ist es ein Wunder, weil
Gott genau in dem Augenblick eingegriffen hat, als wir zu ihm
riefen. Auch in der Seelsorge, die ich jahrzehntelang gemacht
habe, erlebte ich immer wieder Wunder. Da kamen Menschen mit
alten und neuen Wunden der Seele, mit gesundheitlichen Problemen,
mit Ängsten und Abhängigkeiten und ich erlebte, Gott
greift ein, hilft mal auf die eine, mal auf die andere Art, zeigt
Menschen, die mit blutenden Handgelenken und vergiftetem Körper
nach einem versuchten Selbstmord Hilfe benötigen, wieder
gangbare Wege. Monatelang sehnte sich ein Mädchen nach
seiner Mutter zurück, weil sie nicht so gerne bei der Oma
leben wollte. Immer wieder hatte sie die Rückkehr in die
Heimatstadt zur Mutter gesucht, Briefe geschrieben, nie hatte es
geklappt. Nach einem Gebet für sie auf einer Allianz
Gebetswoche schrieb ihr die Mutter am nächsten Tag, sie
könne zurückkommen. Warum gerade zu diesem Zeitpunkt?
Meine Gefährtin und ich mussten zu einem für uns
aufregenden wichtigen Termin in die Stadt und hatten Gott um
Bewahrung gebeten. Es war sehr spät geworden und wir
sprangen im Kaufhausparkhaus aus dem Wagen. Gleich neben dem
Wagen war eine Tür, wir liefen durchs Treppenhaus auf die
Fußgängerstraße und erreichten unser Ziel gerade
noch rechtzeitig. Bei der Rückkehr zum Auto benutzten wir
dasselbe Treppenhaus, aber die Tür war verschlossen. Wir
fragten im Kaufhaus nach und erhielten zur Antwort, die Tür
wäre immer verschlossen und es könne nicht möglich
gewesen sein, das wir hindurchgegangen seien. Als wir auf anderem
Wege unser Auto erreichten, stellte ich fest, dass die Tür
wirklich verschlossen war. Unbegreiflich. Warum war sie
gerade zu dem Zeitpunkt geöffnet, als wir sie brauchten?
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