Betroffene
Stille breitete sich aus, hatte der eine oder andere Ähnliches
schon selbst erlebt oder sich in den Ausführungen
wiedererkannt. Es wurde Gelegenheit gegeben, über die
vertauschten Fundamente der Fundamentalisten zu diskutieren,
einige lasen die Geschichte von Eli in der Bibel nach und
sprachen darüber, welche Konsequenzen diese Geschichte für
die moderne Kindererziehung haben könnte, wieder andere
unterhielten sich darüber, dass Gott und die Bibel auf einer
Stufe stünden, denn die Heilige Schrift sei Gottes Wort. Als
Saron aber zu bedenken gab, dass ein Autor wichtiger sei, als das
Buch, das er schreiben ließ, geriet die Meinung einiger ins
Wanken. Andere hielten es für Wortklauberei, überhaupt
einen Unterschied zwischen Gott und der Bibel zu machen. Es sei
doch ganz gleich, meinten sie, ob eine Gemeinde nun auf dem
Fundament der heiligen Schrift aufgebaut sei oder auf dem Herrn
Jesus Christus. Wieder andere bezweifelten, ob es überhaupt
ekklesiogene (durch die Gemeinde/Kirche verursachte) Schäden
bei Menschen gibt. Aber diejenigen, die solche Verletzungen
erlitten hatten, stritten heftig dagegen an. Nach einiger
Zeit beschloss man, eine Kaffeepause zu machen, um sich wieder zu
beruhigen. Als dies halbwegs geglückt war, bat man Saron,
doch ein paar praktische Beispiele zu nennen, in denen der
Fundamentalismus eine wichtige Rolle spielt, denn einigen war die
Tragweite einer solchen Lehre bisher nicht bewusst gewesen. Saron
war einverstanden und so setzten sich alle wieder auf ihre
Plätze, gespannt, was sie nun zu hören bekämen.
"Viel gäbe es da zu berichten.", begann er,
"Erschreckt nicht und bewahrt euren Glauben trotz meiner
Worte, die von einem traurigen, den Menschen beschädigenden
Glauben handeln. Lasst mich euch von einem kleinen Jungen
erzählen, der in eine fromme Familie hineingeboren wurde.
Nein, eine Familie war sie, als er gezeugt wurde, noch nicht,
waren doch seine Eltern zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht
verheiratet, was in damaliger Zeit als schwere Sünde galt
und somit ein großes Unglück für alle Beteiligten
war. Obwohl seine Eltern bei seiner Geburt verheiratet waren, war
der Kleine nach Auffassung etlicher in ihrer fundamentalistischen
Gemeinde ein Bastard, ein nach 5.Mose 23:3(1) von Gott nicht
angenommenes Wesen. Natürlich wurden dem Knaben diese
Zusammenhänge erst nach und nach in seinen jungen Jahren
klar. Deutlich traten sie zutage, als er eine Freundin in der
Gemeinde fand, die man deswegen vor ihm warnte. Ein mit einem
Geburtsmakel Behafteter zu sein, war eine schwere Hypothek, zumal
der Junge früh gelehrt wurde, dass der, der böse ist
oder Böses tut, die Ursache dafür ist, dass Gott, der
Herr, eine ganze Gemeinde nicht segnet, solange so einer in ihren
Reihen lebt. Als Beleg und Beispiel dafür galt die biblische
Geschichte von Achan: Gott bestraft ganz Israel mit einer
verlorenen Schlacht und vielen Toten, weil Achan etwas von der
Kriegsbeute (Gebanntes) für sich genommen hat, was Gott
verboten hatte. Für e i n e böse Tat muss ein ganzes
Volk (die ganze Gemeinde) leiden. Josua 7:1-26(2) Diese
Geschichte bedeutet nach fundamentalistischer Auslegung, wenn nur
e i n e r in der Gemeinde sich nicht 100% ig an das Wort Gottes
hält, wird Gott die ganze Gemeinde strafen oder sie
zumindest nicht segnen.
|
|