Ich
hatte in der Bibel geforscht, was sie zum Thema Ehe im Neuen
Testament zu sagen hat. Als Jugendlicher dachte ich ein wenig
naiv, für Jesus, der so viel von der Liebe Gottes zu uns
Menschen gesprochen hat, müsste die romantische Liebesehe
doch geradezu der Inbegriff aller existierender Eheformen sein,
zumal diese das Verhältnis Gott-Mensch doch am besten
widerspiegelt. Doch Jesus ging es viel mehr darum, die natürliche
Familie zu verlassen, um ganz für das Reich Gottes da zu
sein. "Jesus
sagte,
wahrlich, ich sage euch, niemand hat Haus oder Brüder oder
Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker
verlassen um meinet- und des Evangeliums willen, der nicht
hundertmal mehr bekäme, jetzt in dieser Zeit Häuser und
Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker
mit samt den Verfolgungen, und in der künftigen Welt ewiges
Leben."
Und harsch lässt er seine Familie vor dem Haus, in dem er
lehrte, abfertigen: "Und
es kamen seine Mutter und seine Brüder und standen draußen
und ließen ihn rufen,
und
um ihn her saß eine Menge, und man sagt ihm: siehe, deine
Mutter und deine Brüder sind draußen und suchen dich.
Und er antwortete ihnen: wer ist meine Mutter und meine Brüder?
Und er sah um sich auf die, welche rings um ihn her saßen,
und sagt: siehe, das sind meine Mutter und meine Brüder. Wer
da tut den Willen Gottes, der ist mir Bruder, Schwester und
Mutter."
(Markus
3:31-34) Das Evangelium ist wichtiger als die Familie, Jesu Ehe-
und Familienvorstellungen sind vom "Himmel her"
definiert und er spricht von "Menschen,
die verzichten von sich aus auf die Ehe, um sich Gottes
himmlischem Reich ganz zur Verfügung zu stellen."
(Matth.
19:12) (1) Daran schließt Paulus mit seinem manchmal
rüden Eheverständnis fast nahtlos an: "Es
ist dem Menschen gut, dass er kein Weib berühre. (1.Kor.
7:1)" Das,
was hier so lehrmäßig klar und einfach ausgedrückt
wird, verstand ich leider nicht. Hatte Gott nicht gesagt: Seid
fruchtbar und mehret euch (1.Mose 1:28)?
Also
Ehe, oder doch lieber nicht? Ich las weiter: "Aber
um der Hurerei willen habe ein jeder seine eigene Frau und jede
Frau ihren Mann."
Diesen Ehegrund hatte ich noch gar nicht erwogen, also wer es vor
Sexualtrieb nicht aushält, der muss dann eben notgedrungen
heiraten: "Wer
sich nicht enthalten mag, soll heiraten, es ist besser
verheiratet zu sein, als Brunst leiden. (1.Kor. 7:9)"
Ich verstand das damals so: Verheiratete sind Brunstleidende, die
sich um das sorgen "was
der Welt angehört und die sich darum sorgen, dem Partner zu
gefallen"
(1.Kor. 7:34b) wer aber nicht heiratet, ist der Edle, der Gott
wohlgefälligere, denn "der
sorgt sich um die Sache des Herrn, wie er dem Herrn gefalle."
(1.Kor. 7:32). Und Paulus bekräftigt sehr deutlich: "Ich
wollte aber lieber, alle Menschen wären wie ich."(1.Kor.
7:7) also ledig und "bist
du an eine Frau gebunden, so suche nicht los zu werden. Bist du
los von einer Frau, so suche keine Frau. So du aber heiratest,
sündigst du nicht, und wenn eine Jungfrau freit, sündigt
sie nicht. Doch werden solche leibliche Trübsal haben"
(1.Kor.
7:27-28) Gott sei dank ist Heiraten keine Sünde, aber
irgendwie ist man dann zweitklassig(2). Verheiratet sein und
dem
Herrn dienen, ist in diesem Denken nicht vorgesehen. Versöhnt
hat mich Paulus in Bezug auf die Ehe im Epheserbrief. Dort heißt
es, wie wir schon gesehen haben: "Ein
Mann soll seine Frau so lieben wie sich selbst. Und die Frau soll
ihren Mann achten" (Eph. 5:31)(3)
Gar nicht verstand ich dann, dass im letzten Buch des Bibel, das
vom Ende dieser Erde berichtet, zu lesen ist, dass die
Verheirateten dann doch wieder zweite Wahl sind, denn da heißt
es von den 144000 Erlösten: "Diese
sind's, die mit Frauen nicht befleckt sind -denn sie sind
Jungfrauen- und folgen dem Lamme nach, wo es hingeht. Diese sind
erkauft aus den Menschen zu Erstlingen Gott und dem Lamm."
(Offb. 14:4) Diese Dinge verstand ich als junger Mensch nicht
und bis heute kann ich sie nicht richtig einordnen. Offenbar
befleckt Umgang mit einer Frau den Mann auch im NT. (4)
Vielleicht ist alles auch nur symbolisch gemeint. Versöhnlicher
ist da das AT mit den Familiengeschichten der Patriarchen (z.B.
Abraham und Sarai) und dem "Hohelied". Aber auch hier
gilt: Gott ist anders, immer ganz anders, als wir ihn uns denken!
Manchmal müssen wir stehen lassen, was wir in der Bibel und
im Leben nicht verstehen und b l i n d vertrauen.
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