Und
ich antwortete ihnen, dass ich dann zuerst einmal die Schuld bei
mir suchen würde, denn offenbar habe ich irgendein Bedürfnis
meiner Frau übersehen, und sollte sie sich scheiden lassen
wollen, könne ich sie zwar nicht daran hindern, aber ich
würde sie in meinem Herzen weiterhin als meine Frau
betrachten und nicht wieder heiraten, solange sie lebt. Schülern
dieses Jahrtausends war eine solche Haltung kaum noch
verständlich. Ich verglich im Unterricht die Ehe oft mit
zwei auf einer einsamen Insel Gestrandeten. Sie werden stets
Kontakt zueinander aufnehmen, miteinander kommunizieren, einander
helfen und wer weiß was füreinander tun, denn es gibt
ja keine anderen menschlichen Wesen auf dieser Insel. Natürlich
werden sie sich Mühe geben, das Beste aus ihrer Lage zu
machen, denn ein anderes Leben haben sie nicht. So ist es auch
mit dem christlichen Ehebund. Zwei befinden sich nun auf einer
solchen Insel und überlegen, wie sie am besten miteinander
klarkommen. Denn auf einer fernen Insel sind die Möglichkeiten
der Partnerwahl gleich null, die der Selbstverwirklichung sehr
beschränkt, es gibt auch keine Freundin, die einem ins Ohr
flüstert: Also ich hätte mir das von deinem Typen nicht
bieten lassen, den hätte ich längst in die Wüste
geschickt. Und es gibt keine Medien, die einem immer noch
tollere, selbstlosere, verständnisvollere, hilfsbereitere,
liebenswertere und stets gut gelaunte mögliche Partner
vorstellen, als den, den man gerade hat." Einer der beiden
Männer, die Saron und seine Frau begleiteten, warf ein:
"Dann warst du ja von den biblischen Gedanken zu Ehe und
Sexualität so begeistert, dass du sie offenbar von Jugend
auf gelebt hast. Das finde ich bewundernswert und sehr selten in
der heutigen Zeit." - "Ich weiß nicht, ob das,
was ich gelebt habe, der Bibel entspricht oder nicht.",
antwortete ihm Saron. "Es waren meine Vorstellungen von
Bedeutung und Wert der Ehe, die ich eben beschrieb."(1) Als
sie um eine Wegbiegung kamen, sahen sie das Waldgasthaus, das für
heute ihr Ziel war. Saron und seine Frau freuten sich auf ein
gutes Abendessen, eine warme Dusche und ein weiches Bett. Den
anderen schien es ebenso zu gehen, denn ihre Schritte wurden
wieder schneller, je näher sie dem Hause kamen. Es dunkelte
schon und die erleuchteten Fenster strahlten einladend.
Erschrocken wichen sie zurück, als sie in die Gaststube
traten. Viele Stimmen schlugen ihnen entgegen, der Raum war
zur Hälfte mit etwa 12 - 15 Gästen gefüllt. Es
roch nach warmem Essen, Bier und Wein. Schlagartig verstummten
die Anwesenden und sahen die eben Hereingekommenen neugierig an.
"Guten Tag, Saron", sagte dann einer, "Willkommen
bei uns. Wir hörten, du würdest hierherkommen. Wir
haben eine wichtige Frage an dich. Bitte erkläre uns, was
nach deiner Meinung die Bibel über Abtreibung sagt!"
Erschrocken hatte Saron sich gesetzt. Was, um Gottes willen,
wollten alle diese Leute von ihm? Woher wussten sie, dass er
hierherkommen würde? Wer war er, dass alle stets s e i n e n
Rat wollten? "Morgen", sagte er, als er sich ein wenig
gefasst hatte, "Morgen werde ich etwas dazu sagen!" Und
dann ging er mit seiner Gattin auf sein Zimmer und ließ
auch das Abendessen dort servieren. Nachdem sie geduscht hatten,
gingen die beiden ins Bett und waren bald eingeschlafen.
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