Was
wir also dringend benötigen, ist ein Umdenken in der
Abtreibungsfrage, indem wir Frauen viele Möglichkeiten
eröffnen, ein Kind, das man nicht aufziehen kann oder
möchte, in gute Einrichtungen, in liebevolle Hände
abgeben zu können. Und natürlich sollte auch über
die bestehenden Möglichkeiten hinaus nach Lösungen
gesucht werden, Frauen zu helfen, die ihr Kind zwar gerne
behalten würden, aber keinerlei Möglichkeiten sehen, es
alleine aufziehen zu können." Saron hielt inne, weil
die Bedienung ziemlich lautstark damit begann, das
Frühstücksgeschirr von den Tischen zu räumen. Als
es wieder ruhiger wurde, sagte der Sprecher der kleinen Gruppe:
"Siehst du, Saron, wir freuen uns, denn in dir haben wir
offenbar den richtigen Mann gesucht und gefunden. Du denkst in
dieser Sache so wie wir und wir werden ein gutes Team bilden. Ich
freue mich schon auf unsere Zusammenarbeit!" - "Halt,halt",
warf Saron ein, "So schnell geht es nicht. Ich sagte zwar,
dass euer Anliegen ein gerechtes ist, aber die Methode, die ihr
gewählt habt, ist es, meiner Meinung nach, nicht. Hat Jesus
sich etwa mit Plakaten vor das Haus des Zachäus gestellt und
ihn mit seinen Jüngern daran gehindert zu seiner
Arbeitsstelle zu gehen? Hat er sich denen in den Weg gestellt,
die Böses vorhatten, und sie daran gehindert? Hat er sich
vor die Häuser der Pharisäer gestellt? Nein, er
wartete, bis sich eine Gelegenheit ergab und diese Leute zu ihm
kamen und hat ihnen dann seine Meinung gesagt.(1) Wenn ihr einen
Umzug durch einen Ort macht und auf die Probleme der Abtreibung
hinweist, dann ist das ok, dann klagt ihr niemanden persönlich
an. Bei eurer Aktion geht es aber um Menschen, die bereits eine
schwere Entscheidung getroffen haben und ihre Hilfe eben nicht
bei euch gesucht haben. Ihr kennt die Gründe ihres Handelns
nicht und darum solltet ihr ihnen auch nicht unaufgefordert in
den Weg treten." "Aber Saron", rief einer, "Die
Gründe für eine Abtreibung sind doch unerheblich, sie
ist immer eine Sünde!" "Nein, unerheblich sind
sie nicht. Ich denke da z.B. an den Völkermord in Ruanda.
Dort wurde Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt, d.h. die
Huturebellen vergewaltigten systematisch tausende Tutsi Frauen
aus Ruanda im Wissen, damit das Leben dieser Frauen zerstört
zu haben. Denn viele Kinder wurden gleich nach ihrer Geburt
getötet, ausgesetzt oder ohne Liebe aufgezogen usw. da man
ihnen die Hutu Herkunft ansehen konnte. Und denkt an Frauen, die
aus gesundheitlichen Gründen eine Schwangerschaft nicht
beenden können, z.B. weil sie selbst schwer krank sind. Muss
man in dem Fall Mutter und Kind sterben lassen, weil man das Kind
nicht abtreiben darf?" "Das sind sehr extreme
Beispiele, Saron, du weißt sicher, dass viele
Abtreibungsgründe viel weniger dramatisch sind: aus
beruflichen Gründen passt der Zeitpunkt der Schwangerschaft
nicht, man hatte eine Reise geplant, die durch die
Schwangerschaft durcheinandergebracht wird, oder man will
schlicht das Leben genießen, bevor man sich den
Kinderwunsch erfüllt! Eine Schwangerschaft einfach
abzubrechen ist und bleibt widernatürlich" - "Das
weiß ich sehr wohl und es schmerzt mich sehr, das so etwas
in unserem so reichen Land geschieht. Aber widernatürlich
ist Abtreibung nicht. In einem Bericht von Mare-TV über den
bottnischen Meerbusen wurde von trächtigen Elchkühen
berichtet, die, wenn sie keinerlei Nahrung mehr finden, auf
unerklärliche Weise ihre Leibesfrucht abtöten, um
selber eine Überlebenschance zu haben.
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