Um
die Beziehung zwischen Gott und Mensch besser verstehen zu
können, bedarf
es ein wenig der Theologie. Wir entscheiden nicht als einzelne
jeder für sich allein, wir sind in einen Kontext
(Zusammenhang) hinein geboren, auch in einen religiösen. Ich
werde versuchen, diesen so einfach wie möglich darzustellen.
Dabei möchte ich
mich
an die Bibel(1) halten, da sie uns die früheste Kunde von
dem einen Gott gibt. Manches
von dem, was sie lehrt, mag uns heute grotesk erscheinen, zu
schwarzweiß, zu einfach. Aber ihre Worte waren an Menschen
gerichtet, die vor tausenden Jahren gelebt haben. Sie enthalten
die Grundlagen für deren Weltverständnis ebenso wie für
das unsere. Geändert haben sich lediglich Begrifflichkeiten
und Interpretationen. In
ihrer bilderreichen Sprache lehrt uns die Bibel, dass es zwei
Reiche gibt, vergleichbar mit zwei Lebensprinzipien: Da ist zum
einen das Gottes Reich, das dem Prinzip "richtig" "Gott
zugewandt" und "Leben" entspricht, und das Reich
des `Fürsten dieser Welt´, kurz `Welt´genannt,
das aus Gottes Sicht mit den Begriffen "falsch", "Gott
abgewandt" und "Tod" bezeichnet wird. Der Fürst
dieser Welt wird auch Satan, Diabolos oder Teufel genannt. Ihm
gehören alle irdischen Reiche(2) und jeder Mensch, der je
auf der Erde geboren wurde oder wird. Sein Reich scheint
verführerisch schön zu sein, sinnerfüllend und
voller erstrebenswerter Güter und Annehmlichkeiten, entpuppt
sich aber in Wahrheit als ein Reich des Habenwollens, der Gier,
des Egoismus, der Unmenschlichkeit, der Lieblosigkeit, der
Untreue, des Krieges, der Angst, des Misslingens, der Lüge,
des Betruges, der Unmoral, der Trennungen und schließlich
als ein Reich der Einsamkeit und des Todes. Die Bibel nennt es
das Reich der `Sünde´(3). Und nun erschreckt nicht,
das Furchtbare daran ist, dass wir alle, ausnahmslos jeder
Mensch, in genau dieses Reich, in das Reich des Bösen, des
Fürsten dieser Welt, hineingeboren werden und dort leben,
solange wir nicht bewusst aus seinem Reich austreten. Er und
seine falsche Lebensweise kommen nun aber nicht schwarz, mit
Hörnern und Pferdefuß daher, wie im Mittelalter oft
dargestellt, sondern elegant, schmeichelnd und stets überzeugend.
Er flüstert uns ein, dass wir nur noch ein wenig mehr
arbeiten, nur noch ein wenig mehr Geld verdienen müssten,
dann seien wir glücklich, dann würde man uns richtig
lieben. Was unserem Glück im Wege steht, müssten wir
einfach bei Seite schieben, ganz gleich, ob das der Kollege, die
Ehefrau oder gar die eigenen Kinder sind. Suche DEIN Glück,
es geht um DICH, versucht der Fürst dieser Welt uns
einzureden, tue was DU willst(4), was DIR gut tut, was DICH
voranbringt, kurz: verwirkliche DICH selbst. Was sorgt dich die
Armut, das Leid der anderen? Die sind selbst Schuld an ihrem
Elend! Sie sind eben nicht so fleißig, so ehrgeizig wie du;
also gönne Dir noch ein bisschen mehr an Gütern,
Partnern Sexualität und Ehre. Das steht dir zu. Du hast ein
Recht darauf. Andere schaffen das doch auch, warum willst du da
zurückstehen? Und wenn in deinem Leben etwas nicht so
klappt, wie du es dir wünscht, kennt er gewiss den Grund:
die anderen sind Schuld, immer die anderen.
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