"Kennt
ihr diesen Durst?", fragte Saron in die Runde, "Diese
Angst, etwas nicht zu erleben, etwas entbehren zu müssen?
Wie viele leben von Wochenende zu Wochenende, von Party zu Party,
von Urlaub zu Urlaub, von Partner zu Partner und bleiben doch
tief in ihrem Herzen durstig und unbefriedigt? Die
Liederdichterin Eleonore Fürstin von Reuß hat dieses
Dilemma schon vor Jahrhunderten in einem ihrer Kirchenlieder so
zusammengefasst:
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Ich
habe die Menschen gesehen, und sie suchen spät und
früh, sie schaffen, sie kommen und gehen, und ihr
Leben ist Arbeit und Müh.
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Sie
suchen, was sie nicht finden in Liebe und Ehre und Glück, und
sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück.
(1)
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Warum
finden wir Menschen nicht, was wir suchen? Schauen wir noch
einmal Ernesto Cardenals Antwort an:
Weil
Gott auf dem Grund jeder Seele wohnt, ist die Seele unendlich und
kann mit nichts gefüllt werden als mit Gott.
............................... Die Menschen sind mit den
Dingen dieser Erde nie zufrieden, weil sie nicht für sie
geschaffen wurden. Die Tiere befriedigen ihre Bedürfnisse
und brauchen nicht mehr. Sie spüren keinen Durst nach
Unendlichkeit in sich, und diese Erde ist ihr Himmel. Darum sind
die Tiere nie von ihrem Leben enttäuscht und begehen nie
Selbstmord, weil sie für diese Schöpfung erschaffen
wurden. Unser Sein aber ist entworfen worden, um Gott zu
lieben, um Ihn zu besitzen und Ihn zu genießen. Der
Mensch ist nicht zum Genießen dieser Erde, sondern zum
Genießen Gottes erschaffen. Und darum sind wir nur mit Gott
glücklich." (2)
Saron
schwieg. Tränen standen in seinen Augen. Auch die Zuhörenden
waren ergriffen, hatte er doch sehr leidenschaftlich mit ihnen
die Gedanken seines Herzens geteilt. Viele spürten, dass
auch sie zu denen gehörten, die ihren Genuss bisher nur auf
dieser Erde gesucht hatten.
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