Am
Morgen taten ihnen die Glieder weh. Der Hüttenboden hatte
ihnen keinerlei Komfort geboten und so reckte und streckte sich
jeder erst einmal. Manche liefen ein Stück den Weg auf und
ab und einer hängte sich an einen Ast, um langsam wieder
schmerzfrei zu werden. Umso größer war die Freude, als
zwei mit Tüten voller Brötchen und einigen Würfeln
Butter auftauchten. Sie waren schon früher aufgestanden und
zu einem kleinen Dorf hinabgestiegen in der Hoffnung, dort eine
Bäckerei zu finden. Die Hoffnung hatte nicht getrogen und so
hatten sie reichlich eingekauft, denn nach dem kargen Abendessen
waren alle sehr hungrig. Sie bereiteten das schlichte Mahl vor,
während Saron und seine Liebe gemeinsam in einem Buch lasen,
zusammen beteten und sich besprachen. Als sie alle gesättigt
waren, fragte einer: "Saron, wenn ich dich richtig
verstanden habe, gibt es deiner Meinung nach nur zwei Arten von
Menschen, solche, die Gott in ihrem Leben erlebt haben und eine
Beziehung mit ihm pflegen und solche, die diese Erfahrung nicht
gemacht haben. Woran erkennt man, wer zu welcher Gruppe gehört?"
Er sagte dies, weil ihn Sarons Ausführungen beunruhigt
hatten und er sich nicht sicher war, wie sein Verhältnis zu
Gott war. Saron antwortete ihm: "Lieber Freund, du hast
recht. Aber nicht ich sage, dass es diese zwei Arten von Menschen
gibt, sondern die Bibel. Du fragst, woran man Gottes Kinder
erkennt? Nun, eindeutige Kriterien gibt es sicher nicht und es
steht uns niemals zu, über den Glauben eines anderen zu
urteilen. Das ist allein Gottes Sache. Gotteskinder gibt es in
allen Kirchen und Freikirchen. Gott allein kennt die Herzen der
Menschen und ihre Einstellung zu ihm. Daher darf nur er ein
Urteil fällen. Aber ich hoffe doch, dass man die, die
Jesus ihren Herrn und Bruder nennen, an ihren Taten erkennt.
Nathan der Weise erzählt in der
Ringparabel auf die Frage, welche der Religionen die Richtige
sei, folgende Geschichte:
Ein
Vater besitzt einen Ring, der die geheime Kraft hat, vor Gott und
Menschen angenehm zu machen, was ja auch jede Religion für
sich beansprucht. Da er aber drei Söhne hat, will er keinen
bevorzugen und lässt zwei weitere Ringe anfertigen, die
identisch mit dem echten sind. Vor seinem Tod schenkt er jedem
Sohn, einen Ring. Es kommt zum Streit, denn jeder behauptet, den
echten Ring zu haben und damit Oberhaupt der Familie zu sein. Der
Streit der Söhne landet vor dem Richter. Der will sie
abweisen, da er nicht dazu da sei, Rätsel zu lösen,
hält dann aber inne und sagt:
"Doch
halt! Ich höre ja, der rechte Ring besitzt die Wunderkraft
beliebt zu machen; Vor Gott und Menschen angenehm. Das muss
entscheiden! Denn die falschen Ringe werden doch das nicht
können! Nun, wen lieben zwei von euch am meisten? Sagt
an! Ihr schweigt? Die Ringe wirken nur zurück und nicht nach
außen? Jeder liebt sich selber nur am meisten? Oh, so seid
ihr alle drei betrogene Betrüger! Eure Ringe sind alle drei
nicht echt. Der echte Ring vermutlich ging verloren."(1)
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