Nachdem
sie ihre wenigen Sachen eingepackt hatten, machten sie sich auf
den Weg zu der kleinen Ortschaft, in der sie die nächste
Nacht verbringen wollten. Der Weg durch den Wald war unbequemer
als sie es gedacht hatten. Der "Wanderweg" erwies sich
als schmaler Pfad, noch feucht und morastig vom letzten Regen, so
dass sie oft ausweichen mussten, um trockeneres Gelände zu
erreichen. Endlich - etwa gegen die Mittagszeit - erreichten sie
einen kleinen See mit einem Steg. An seiner Spitze stand
einladend eine Holzbank, warm von der Sonne beschienen. Saron und
seine Liebe setzten sich, hielten Mittagszeit und genossen die
Stille um sie herum. Und weil Saron gerne noch ein wenig an
diesem besonderen Platz verweilen wollte, machte sich seine
Gefährtin auf, ihm voranzugehen in den kleinen Ort, um
einzukaufen und noch die eine und andere Sache zu erledigen. Sie
hatten am Ufer des Sees einen Wegweiser gesehen, der sie, wider
Erwarten, darauf hinwies, dass der Ort, zu dem sie wanderten, nur
noch wenige Kilometer entfernt war und der Weg, den er ihnen
wies, war breit und fest. So blieb Saron alleine zurück,
hing seinen Gedanken nach und zu der Wärme der Sonne kam die
Wärme der Seele und zu dem Frieden, der ihn umgab, kam der
Frieden der Seele, die sich geborgen weiß in Gott. Da
wurde die Stille plötzlich zerrissen durch immer lauter
werdende Stimmen, Lachen und Rufen. Eine Gruppe Jugendlicher
tauchte an der anderen Seite des Sees auf, gestikulierend und
diskutierend ließ sie sich auf mitgebrachten Decken nieder
und schon bald erscholl Musik aus einem Verstärker.
Allerdings war die Lautstärke so maßvoll, dass Saron
sich nicht von seinem Platz vertrieben fühlte. Da sah
er, wie sich ein Mädchen, etwa sechzehn Jahre alt, von der
Gruppe löste, am See entlang wanderte und schließlich
zum Steg kam. Als sie ihn erblickte, fragte sie sogleich, ob sie
sich zu ihm setzen dürfe. Doch ehe Saron antworten konnte,
hatte sie schon Platz genommen. Ihm war die plötzliche Nähe
eher unangenehm, aber er rückte nicht von ihr ab, um sie
nicht zu kränken. Ohne Scheu sprach sie ihn an: "Darf
ich fragen, was du hier machst?" Das vertraute Du störte
ihn nur kurz, dann antwortete er: "Wonach sieht es denn aus?
Ich sitze hier, genieße die Natur und das schöne
Wetter und denke nach." Nach einigen Augenblicken der Stille
fragte das Mädchen, worüber man denn so unentwegt
nachdenken könne. "Ich denke darüber nach, was für
ein glücklicher Mann ich bin!", antwortete Saron. "Hast
du im Lotto gewonnen oder ist es eine neue Freundin?",
fragte das Mädchen keck. Dabei musterte sie ihn von der
Seite, um zu sehen, ob das mit der neuen Freundin noch mit seinem
Alter vereinbar war. "Möchtest du wirklich wissen,
warum ein anderer Mensch glücklich ist?" - "Darum
habe ich ja gerade gebeten.", meinte sie, "Man kann von
alten, äh... älteren Leuten doch vielleicht etwas
lernen, oder?"
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