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  Am
                                Abend trafen sich im kleinen Saal des Gemeindehauses etwa dreißig
                                Leute. Nachdem man um den Segen Gottes gebetet hatte, sang die
                                Gruppe gemeinsam ein Loblied, begleitet von einem alten
                                Harmonium, dessen Pedalen schon bedenklich quietschten. Dann
                                baten die Leute Saron, ihnen seine Meinung zu dem Begriff
                                "Fundamentalismus" kundzutun, denn einige von ihnen
                                seien stolz, Fundamentalisten genannt zu werden, in der Annahme,
                                der Begriff meine das Fundament Jesu, auf dem sie ja stünden,
                                andere hingegen würden den Begriff aber vehement ablehnten,
                                denn sie glaubten, mit "Fundamentalismus" sei etwas
                                ganz anderes, etwas Negatives, gemeint. Nach dem Lied erhob
                                sich Saron, dankte für die Einladung und begann seinen
                                kleinen Vortrag:  "Der Begriff "Fundamentalismus"
                                wird heute in den verschiedensten Bedeutungen gebraucht und
                                missbraucht, obwohl ursprünglich sehr klar war, was mit ihm
                                gemeint war." Einige nickten zustimmend und so fragte er in
                                die Runde: "Sagt, hat denn unser Glaube ein Fundament?"
                                - "Gewiss!", antwortete einer, der sich gut in der
                                Heiligen Schrift auskannte, " Einen anderen Grund kann
                                niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus
                                Christus. 1.Kor. 3:11" -
                                "Du hast recht gesprochen", antwortete Saron, "wenn
                                das nur alle erkennen würden, gäbe es keinen
                                Fundamentalismus!" "Aber Saron", empörte
                                sich einer aus der Menge, "glauben das nicht a l l e
                                Christen? Ist Jesus nicht der Urgrund unseres Christseins?"
                                - "Es sollte so sein", erwiderte der so Angesprochene,
                                "aber in der Praxis hat es gewisse Verschiebungen gegeben,
                                das zeigt gerade der Begriff "Fundamentalismus". Über
                                seine Entstehung etwa um das Jahr 1910 herum in Amerika, kann man
                                viel im Netz nachlesen. Der Begriff entstand als Reaktion gegen
                                den aufkommenden theologischen Liberalismus seiner Zeit, mit dem
                                Ziel, wichtige Bestandteile des Glaubens zu schützen.(1) So
                                weit, so gut. Es wurden fünf Programmpunkte (fundamentals)
                                bestimmt, die nach Meinung der Fundamentalisten in der
                                christlichen Lehre unverzichtbar sind: 
                                1.
                                Die Irrtumslosigkeit der Bibel 2. Die Gottheit Jesu Christi
                                und die Jungfrauengeburt 3. Sein stellvertretendes
                                Sühneopfer 4. Seine leibliche Auferstehung 5. Die
                                persönliche Wiederkunft Christi 
                                Dagegen
                                ist an und für sich nichts einzuwenden, wäre nicht die
                                Irrtumslosigkeit der Schrift zum Basisaxiom erhoben worden, aus
                                dem dann alle weiteren Glaubensaussagen in ihrer Gültigkeit
                                abgeleitet werden. `Ich glaube an die Irrtumslosigkeit der
                                Bibel` wird zum Grundbekenntnis des christlichen
                                Fundamentalismus.(2) 
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