Einige
klatschten und hatten noch einen regen Austausch zum gerade
besprochenen Thema, dann aber auch zu den Problemen und Sorgen
ihres Alltags. Eine Frau zu Saron und bat ihn um ein kurzes
seelsorgerliches Gespräch. Er ging mit ihr in das
Arbeitszimmer des Ehepaares, bei dem sie zu Gast waren. Dort
setzten sie sich und die Frau berichtete ihm von den schlimmen
Erfahrungen in ihrem sehr fundamentalistischen Elternhaus. Der
Vater habe in patriarchalischer Weise ein strenges Regime über
die Familie geführt. Es ging stets nur darum, was Jesus
getan hätte, was Jesus gesagt hätte, und wie traurig
sie Jesus gemacht habe. Ja, es gab eigentlich nur Jesus in der
Familie, keine Liebe, keine Freunde, keine Bücher und nur
wenig Kontakt zur Außenwelt, da sie auf einer Hofstelle
lebten. Bei Verfehlungen warteten harte Strafen auf sie:
Freiheitsentzug, stundenlanges Stillsitzen auf einem Stuhl,
Entzug von Süßigkeiten oder Nahrung, lautes
Bibelvorlesen. Manchmal, wenn sie wieder etwas "Verbotenes"
getan hatte, beachtete ihr Vater sie wochenlang nicht mehr. Nur
in der Schule war es ihr erlaubt, mit "Weltmenschen"
zusammen zu sein. Seit sie ihr Elternhaus verlassen habe, sei
sie eine sehr eingeschüchterte, stille, in sich
zurückgezogene, ängstliche Frau voller Komplexe. Männer
fürchte sie, gelegentlich fühle sie sich zu Frauen
hingezogen. Die Kirche und ebenso die Bibel würde sie
meiden, denn sie riefen bei ihr sehr beängstigende Gefühle
hervor. "Saron", sagte sie, "nur in diesen
Hauskreis gehe ich ab und zu, denn hier geht man ganz anders mit
Gottes Wort um, als ich es von zu Hause kenne. Hier fühle
ich mich wohl, denn es herrscht eine gute Atmosphäre. Aber
wenn ich Pastoren von Kanzeln predigen höre, erfüllt
mich Angst, Zweifel und Ablehnung. Auch beten kann ich nicht. Ist
das nicht schlimm? Was soll ich nur machen?" Saron hatte
ihr aufmerksam zugehört. "Gar nichts sollst du machen,"
antwortete er ihr nach einer Weile, "Wunden heilen ganz
alleine, wenn man sie in eine dafür günstige Umgebung
bringt. Dazu gehören auch falsche Vaterbilder(1). Wie du
erwähnt hast, tut dir dieser Hauskreis offenbar sehr gut,
die Atmosphäre ist Balsam für deine Seele, die
Gespräche heilen Dich und auch Gott, von dem ja hier auch
viel gesprochen wird, ruft keine ablehnende Haltung mehr in dir
hervor. Das alles sind sehr gute Voraussetzung für die schon
begonnene Heilung deiner Seele. Heute Abend konntest du mir
zuhören, als ich von Jesus sprach, ich denke, du bist schon
auf einem guten Weg" - "Aber Saron“ ,unterbrach
sie ihn, "wäre es in meinem Fall nicht besser gewesen,
mich ganz vom Glauben und allem, was damit zusammenhängt,
loszusagen? Würde ich nicht erst dadurch richtig frei
werden?"
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