Natürlich
kannte Jesus das Alte Testament. Aber er wollte aufgrund dieser
Geschichten, Gesetze und Vorschriften niemanden ausgrenzen. Jedem
galt das Heil, das neue Reich Gottes, das gerade mit ihm auf
dieser Erde begonnen hatte. So entlässt er die nach einem
spannenden Gespräch schwer von ihm begeisterte Frau mit den
Worten: "Gott
ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und
in der Wahrheit anbeten." (1)(2) Jesus handelt in dieser
Begebenheit ganz und gar nicht "gesetzlich". Jeder
Schriftgelehrte hätte ihn für das Gespräch mit
dieser Frau verdammt. Die Jünger, vom Einkaufen zurück(3),
schweigen lieber still, als sie Jesus mit der Frau reden sehen. (4)
Jesus setzt dem Gesetz den Geist entgegen. In der
Zukunft werde man im Geist und nicht nach dem Gesetz anbeten und
das überall auf der Welt. "Denn der Buchstabe tötet,
aber der Geist macht lebendig."(2.Kor. 3:6) Warum ist das
so? Was meint ihr? Heißt das, das Gesetz können wir
vergessen, der Buchstabe zählt nicht mehr und wir leben,
verstehen und legen nur noch aus dem Geist heraus aus?
Mitnichten! Jesus selber sagt: "Bis der Himmel und die Erde
vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem
Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist" (Matt 5:18). Aber
es kommt darauf an, wie man mit dem Gesetz umgeht, ob man mit
seinem Wortlaut jemanden erschlägt oder ihm mit dem Geist,
der hinter dem Gesetz steht, zu Gottes Barmherzigkeit verhilft.
Da liegt der Unterschied. Der Geist, der in einem Gesetz, einer
Vorschrift steckt, soll lebendig machen, Kraft schenken,
Wegweisung sein. Ein letztes Beispiel: Unter den 10 Geboten
findet sich das Sabbatgesetz, ein großes Geschenk für
die Israeliten. Sie durften sich einen Tag in der Woche ausruhen,
mit ihrem Gott feiern und neue Kraft schöpfen. Dafür
wurden sie von umliegenden Völkern als "Faulpelze"
verlacht. Wir wissen heute aber, wie wertvoll dieses Gesetz ist.
Wörtlich steht da (2.Mose 20:9-10): "Sechs
Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken; aber am
siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes; da sollst
du kein Werk tun."
Ihr wisst, was die Pharisäer und Schriftgelehrten aus diesem
"du
sollst kein Werk tun"
gemacht haben: ellenlange Listen, die besagen, was alles am
Sabbat verboten ist, u.a. auch das Ernten. Und Jesus? In Matt
12:1-8 wird erzählt, wie die Schriftgelehrten Jesus tadeln,
weil seine Jünger durch Ährenausraufen am Sabbat ihren
Hunger zu stillen: "Siehe,
deine Jünger tun, was sich nicht ziemt am Sabbat zu tun."
Warum lässt Jesus seine Jünger etwas tun, was sein
Vater in den Geboten doch verboten hatte? Jesus erwähnt zur
Erläuterung seines Handelns ein Beispiel aus dem alten
Testament: Schon David hat verbotenerweise die Schaubrote im
Tempel gegessen, weil er nichts anderes fand, um seinen Hunger zu
stillen. Das Leben zählt mehr als das starre Einhalten eines
Gesetzes. Markus fasst es so zusammen: "Der Sabbat ist um
des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbat
willen."(Mk 2:27) (5) Noch einmal: der Buchstabe tötet,
aber der Geist macht frei. Das ist Jesu ureigenste Botschaft und
ihr werdet sie bereits an vielen Stellen des bisher Gesagten
herausgehört haben: F r e i h e i t. Jesus ist frei und
macht frei. Auch von dem Druck des Gesetzes. Und er ist Gottes
Sohn. Und der handelt anders, als wir es tun, so oft ganz anders.
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