Saron
sah in die Runde seiner Zuhörer, dann sagte er: "Sind
diese Worte des jüdischen Gesetzes heute noch verbindlich
für uns, oder ist es nicht eher so, dass Jesus des Gesetzes
Erfüllung ist und wir auf die Gnade Jesu bauen sollen, statt
uns vor dem Gesetz zu ängstigen?" Ärgerlich sah
ihn der mit dem langen Gewand an: "Aber du weißt sehr
wohl, Saron, dass a l l e Gebote Gottes gute und für sein
Volk heilsame Gebote sind?" "Sicher, aber niemand
hält sich heute an das Verbot des Bartscherens (1) oder
traut sich nicht, Muscheln oder Hummer zu essen, obwohl das
Gesetz dies verbietet.(2) Wer also bestimmt, welche Gesetze des
alten Testaments heute noch Gültigkeit haben und welche
nicht? Hat der Heilige Geist gemeinsam mit Petrus und Paulus
diese Frage nicht vor zweitausend Jahren hinreichend
geklärt?"(3) "Saron, du machst einen
entscheidenden Fehler." Der mit dem Gewand ließ nicht
locker. "Es ist doch nicht zulässig, Speise- oder
Kultusgebote gleichzusetzen mit Geboten Gottes, die er mit der
Todesstrafe belegt. Letztere Gebote, wie auch das gegen
Homosexualität, sind moralisch normierend und haben bis
heute ihre Gültigkeit nicht verloren. Speise- und
Kultusgebote hingegen sind nur für Juden wichtig." "Also
du meinst, Gebote, die Gott so wichtig sind, dass er sie mit der
Todesstrafe belegt, sind auch heute noch verbindlich?"(4) "Das
meine ich." " Wie ist es dann mit 2.Mose 21:29 (5),
wo derjenige mit der Todesstrafe belegt wird, der einen stößigen
Stier nicht einsperrt und dieser einen Menschen tötet. Gilt
das auch heute?" "Vers 30 bietet die Möglichkeit
der Geldbuße!" "Und was ist mit Söhnen,
die widerspenstig und missraten sind? Sollen die, wie es in
5.Mose 21:18-21(6) steht, die Todesstrafe erleiden? Gilt dieses
Gebot heute? Oder ist dies ein Speise-, Kultus oder etwa
Reinheitsgebot, das heute, deiner Meinung nach, nicht mehr
gilt?" "Sicher nicht." "Wenn so viele
Gebote - es sind hunderte - keine Bedeutung mehr für uns
haben, warum ist gerade dieses über die Homosexualität
bei Männern heute noch relevant?" Da er keine Antwort
erhielt, fuhr Saron fort: "Wie euch sicher bekannt ist,
lassen sich viele Gebote der Bibel unter ein höherwertiges
einordnen. Unter welches Gebot würdet ihr 3.Mose 19:9
einordnen, das besagt, man solle bei der Ernte Garben am Rande
des Feldes stehen lassen?" "Unter das Gebot der
Nächstenliebe!" Saron stimmte zu.
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