"Wie
kommen diese bedauernswert ignoranten Fundamentalisten immer
wieder dazu, von Widernatürlichkeit zu sprechen? Dient
Menschsein nur dem Zwecke des "Seid fruchtbar und mehret
euch"? Ist nur das natürlich? Wie steht es dann mit den
Singles unserer Zeit? Für Juden damaliger Zeit sicher ein
unbiblisches und widernatürliches Verhalten, hatten sie doch
schon Schwierigkeiten, Unfruchtbarkeit als natürlich
hinzunehmen. Und wie steht es mit Paulus? Warum erfüllt er
Gottes Aufforderung zur Fortpflanzung nicht, sondern schwelgt in
Vorstellungen wie" Ich
wünschte zwar, jeder würde wie ich ehelos leben. Aber
jeder hat von Gott eine besondere Gabe bekommen: Die einen leben
nach seinem Willen in der Ehe, die anderen bleiben
unverheiratet." Unverheiratet ganz im Dienste des Herrn zu
stehen, lieber Paulus, ist zwar schön gedacht und gelingt
mit Gottes Hilfe auch hier und da, aber sehen wir nicht
hundertfach bei katholischen Priestern, wie widernatürlich
diese Lebensweise ist, wenn sie aufgrund einer Lehre und nicht
als Charisma gelebt wird? Wie
schwer haben es viele Menschen in unseren Kirchen und Gemeinden,
andere Gedanken, eine andere Auslegung zuzulassen, als die der
Väter. Haben nicht viele von uns vor 50 Jahren noch
geglaubt, Behinderungen und Krankheiten träfen nur Menschen,
die Sünde in ihrem Leben haben, nur weil im AT diese
Sichtweise (1) vorherrschte? Heute werden solche Menschen mit
Respekt und besonderer Fürsorge behandelt und niemand käme
auf die Idee, sie aufgrund von 3.Mose 21: 17ff. oder anderer
Bibelstellen von Mitarbeit oder Ämtern in der Kirche
auszuschließen. Aber hat nicht diese Veränderung
christlichen Denkens hinsichtlich körperlicher Leiden in
Verbindung mit Sünde Jahrhunderte gedauert? Warum
eigentlich? Weil treue Gesetzeshüter immer wieder ein neues
Denken verhindert haben? Und tun sie dies nicht auch heute in
Bezug auf seelische Leiden? Wie kann ein Christ, so tönen
sie, seelische Probleme haben, so doch der Geist Gottes in ihm
wohnt?(2) Leider gelingt es vielen gläubigen Christen immer
noch nicht, Menschen mit psychischem Anderssein, mit Depressionen
oder Burnout zu akzeptieren, ohne Rückschlüsse auf
ihren - wie sie meinen mangelnden- Glauben zu ziehen. Schließlich
verheißt uns Jesus Frieden für unsere Seele und wenn
jemand diesen nicht hat, muss Sünde in seinem Leben sein,
denken sie. (3) Und selbst die Christen, die inzwischen erkannt
haben, dass weder Behinderung oder Krankheit Sünde sind (4),
noch ein Anderssein der Seele, glauben aber immer noch ganz fest,
dass sexuelles Anderssein stets Sünde ist, und schließen
Menschen deswegen aus Gemeinden aus, verbieten ihnen Ämter
oder geißeln sie mit Worten und Bibelstellen! Wer sind wir,
zu meinen, wir dürften Menschen so behandeln? Wo bleiben da
die biblischen Vorbilder des Neuen Testamentes? Sind das etwa die
Schriftgelehrten und Pharisäer?
|
|