Saron
und seine Frau richteten ihr Nachtlager etwas abseits von den
anderen im Heuschober ein. Nachdem sie ihre Abendandacht gehalten
hatten, unterhielten sie sich noch ein wenig über die
vielfältigen Probleme, die Freikirchen hierzulande mit
Homosexuellen haben. Einerseits nehmen sie sie als Mitglieder
auf, verpflichten sie dann aber zu sexueller Enthaltsamkeit und
gestatten ihnen nicht, gewisse Aufgaben in der Gemeinde zu
übernehmen, z.B. Jugendarbeit, mit der Begründung, sie
seien keine Vorbilder u.ä.. Ist Homosexualität
ansteckend oder richten Schwule Schäden bei anderen an?
"Beschämend wie man mancherorts mit Homosexuellen
umgeht. Gerade sie brauchen doch nach Jahrhunderte langer
Verfolgung und Ausgrenzung unser Verständnis und unsere
Liebe. Stattdessen ergehen sich manche in Homophobie, wie kann
das nur sein?", meinte Sarons Gefährtin. "Homophobie
hat sehr viele Ursachen, die man differenziert beschreiben
müsste. Speziell bei Freikirchen trägt die Tatsache
dazu bei, dass ihre Mitglieder oft genauso leben wie die
Menschen, die von Gott nichts wissen wollen, außer
vielleicht, dass sie sonntags in die Kirche gehen. D.h. Christen
leben in diesen Gemeinden einen sehr säkularen Lebensstil,
sie kleiden sich wie alle anderen auch, haben die gleichen
Einstellungen zu Besitz, Wohlstand und Freizeit und inzwischen
sogar die gleiche Sexualmoral. Wo bleibt da die Abgrenzung, die
die Bibel mit den Worten fordert: "Stellet euch nicht der
Welt gleich." (Röm. 12:2)? In unserer Jugendzeit
konnten wir noch auf die Frage, was in unserer Kirche denn anders
sei, antworten, bei uns gäbe es keine Scheidungen, selten
Ehebruch oder Abtreibungen. Und heute? Wo bleibt in unserer Zeit
die Abgrenzung von "der Welt"? Das schafft im
Unterbewusstsein Angst und ein schlechtes Gewissen. Wir spüren,
dass unsere Lebensweise nicht paulinischer und frühkirchlicher
Vorstellung entspricht und so wird aus unserem Kampf gegen
Homosexualität ein - wie viele glauben - letzter Kampf für
Gott, sein Wort und für eine "anständige"
Sexualmoral, also gewissermaßen ein Stellvertreterkrieg.
Schau Gott, sagen wir, bei diesem Thema grenzen wir uns ab, da
kämpfen wir für dich, da machen wir keine Kompromisse.
Viele denken so, weil ihr Leben voller Kompromisse ist, da wollen
sie es doch wenigstens einmal in ihrem Leben richtig machen und
verteidigen mit Herz und Seele ihre Ansichten, von denen sie
glauben, es seien die unseres Gottes. Ein weiterer Grund ist
sicher darin zu suchen, dass man eine Lehre, die man Jahrtausende
lang für richtig erachtet hat, nicht einfach in wenigen
Jahren verwerfen kann. Schau doch mich an. Seit frühester
Jugend habe ich von der Sünde der Homosexualität gehört
und es gab keinen Grund für mich daran zu zweifeln,
schließlich war Homosexualität damals noch strafbar.
In meiner Geburtsstadt gab es am Rande eines dunklen Parks ein
Pissoir, das Treffpunkt solcher Menschen war. Ging ich nachts
durch diesen Park nach Hause, kam es schon mal vor, dass ich von
Homosexuellen verfolgt wurde, da sie in mir einen der ihren
gesehen hatten.
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