Ich
habe noch nie erlebt, dass man Menschen, die gerne gesegnet
werden wollten, vorher nach der Form ihrer Sexualität
befragt hat. Nicht einmal bei einer Eheschließung. Denn
woher weiß der Pastor bei der Trauung, ob nicht beide oder
einer der Partner z.B. der Pornographie verfallen ist,
merkwürdigen Sexualpraktiken huldigt oder ob die beiden
überhaupt Kinder wollen? Sie alle werden bedingungslos vom
Pastor getraut, unabhängig von ihrer sexuellen Präferenz.
Ob man die öffentlich gemachte Freundschaft zweier
Homosexueller allerdings Ehe nennen soll, sei dahingestellt. Denn
Ehe, um es hier nur kurz zu sagen, ist nach unserer kulturellen
und der biblischen Auffassung eine "auf Dauer angelegte
Fortpflanzungsgemeinschaft". Wie wollen Homosexuelle diese
Prämisse erfüllen? Um es noch einmal banal
auszudrücken: Blinde sollten keine Busfahrer werden und
Lahme keine Radsportprofis. Mögen diese sich auch noch so
ausgegrenzt fühlen, sie können diese Berufe nicht
ergreifen. Wir sind nun einmal nicht alle gleich, das ist auch
sehr gut so. Wir müssen und können nicht haben und
sein, was andere haben und sind. Das bedeutet, meiner Meinung
nach, für Homosexuelle: Partnerschaft/standesamtlicher
Ehevertrag:
ja,
kirchlicher Segen: ja, kirchlicher Ehebund:
nein."(1) "Das
haben wir für uns auch so beschlossen.", erwiderte
einer der beiden Männer, die in Freundschaft lebten, "Wir
denken, wir streben eine eingetragene Lebenspartnerschaft an,
aber wir hätten natürlich auch gerne den Segen Gottes
dazu." "Den wird Gott euch von ganzem Herzen
gewähren.", beendete Saron das Gespräch. "Verzagt
niemals, gebt nicht auf, auch ihr seid geliebte Kinder Gottes.
Gottes Reich braucht so mutige Leute wie euch, die sich outen,
die authentisch leben wollen, selbst auf die Gefahr hin, nicht
verstanden und abgelehnt zu werden! Zum Schluss noch ein Rat.
Wendet euch, so schmerzhaft es auch sein mag, den Leuten zu, die
euch ablehnen. Sie sollen euch und euren Glauben - auch euren
Glaubensalltag - kennenlernen. Sie sind oftmals noch nie
homosexuellen Menschen begegnet, fürchten diese und urteilen
aus der Distanz. Und sie haben noch nicht verstanden, dass Gott
anders ist als wir. Erstaunlich anders. Wenn sie euch aber in
euren Gottesdiensten kennenlernen, eure Gebete und eure Lieder
hören, dann werden sie schnell merken, dass ihr nicht
diejenigen seid, die der Apostel in der Bibel beschreibt.(2) Aber
bevor ihr geht, lasst uns noch gemeinsam Gott um seinem Segen und
um Hilfe für die Bewältigung eurer Probleme
bitten.“ Saron ging mit den Fünfen ein wenig in den
Wald hinein, um sich den Blicken der anderen zu entziehen. Sie
kamen eine Stunde später wieder zurück, bedankten sich
bei Saron und zogen fröhlich ihrer Wege. Die drei
Hinzugekommenen wanderten mit Saron und seiner Gefährtin
noch ein ganzes Stück Wegs weiter. Sie gingen schweigend,
jeder seinen Gedanken nachhängend zu einem Heuschuppen, wo
sie ihr Nachtlager auf Stroh vorbereiteten.
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