"Ja,
dass das nicht so ganz einfach ist, kann ich mir vorstellen",
pflichtete ihr Saron bei. "Das ist heutzutage ein Problem.
Während die großen Kirchen eine mehr oder minder
verbindliche Lehre haben, ist diese in Freikirchen in den letzten
Jahren fast verloren gegangen und kaum noch greifbar. Jede lehrt
und handelt, wie sie will. Übt eine Gemeinde z.B. an
jemandem Gemeindezucht und er muss die Gemeinde verlassen, wird
er in der nächsten mit offenem Armen empfangen.(1) Aber
frage doch mal deinen Gemeindevorstand, woher er die Berechtigung
zu solcher Interpretation des Abendmahls nimmt. Fast zweitausend
Jahre lang galt in allen Kirchen, Freikirchen das, was schon in
der Zwölfapostellehre aus dem 1.Jahrh. n.Chr. steht: "Aber
keiner darf essen oder trinken von eurem Abendmahl (Eucharistie),
außer die auf den Namen des Herrn getauft sind. Denn auch
hierüber hat der Herr gesagt: "ihr sollt das Heilige
nicht den Hunden geben"(2).
Stets wurde die Verteilung des Mahles an Ungläubige mit eben
diesem Bibelvers in Verbindung gebracht: "Gebet das
Heilige nicht den Hunden, und werfet eure Perlen nicht den
Schweinen vor, damit sie nicht einmal dieselben zertreten mit
ihren Füßen, und sich umkehren und euch zerreißen."
(Matth. 7:6) Ein hartes
Bild, nicht angenehm für uns, aber es lässt keinen
Zweifel zu: Kein Abendmahl für Ungetaufte. Genauso
steht es in der Lehre der kath. und ev. Kirche (3) seit
Jahrhunderten verankert und wurde bis vor wenigen Jahren auch von
Freikirchen so gehandhabt. Wer (noch) nicht zu Jesus Christus
gehört, gehört nicht an den Tisch des Herrn. Und wer
wünscht oder glaubt zu Christus zu gehören, kann sich
jeder Zeit taufen lassen. "Aber dann würden sich die
wiedergeborenen Christen ja absondern und damit andere
ausgrenzen." - "Genau das sollen die Christen ja auch,
denn immer wieder heißt es in der Bibel: "Darum
kommt aus eurer Mitte heraus(den Ungläubigen) und s o n d e
r t euch ab, spricht der HERR, und rührt kein Unreines an,
so will ich euch annehmen!"
(4) Das
tut unseren Ohren heute natürlich zutiefst weh, fordert der
Mainstream doch von uns die große Gleichmacherei. Wir
sollen als Kinder Gottes ja auch niemanden ausgrenzen, wir sollen
uns abgrenzen von denen, die keine Kinder Gottes sind." -
"Und wie soll das in einer Gemeinde praktisch gehen, damit
niemandem weh getan wird." Die Frau beharrte auf ihrer
Meinung und Saron lächelte. "Das ist ganz einfach. Die
ev. Kirche schlägt ihren Pastoren vor, was auch ein Leichtes
für Freikirchler sein dürfte: Vor dem Mahl, in welcher
Form es auch verteilt wird, kündigt der Pastor an, das das
Abendmahl für "getaufte Christen" ist oder für
"wiedergeborenen Christen", oder für solche, "die
Jesus in ihr Leben aufgenommen haben" oder "die eine
lebendige Beziehung zu Jesus Christus haben"... Da gibt es
viele Möglichkeiten." - "Und das reicht?" -
"Gewiss, denn dann kann jeder selbst entscheiden, ob er sich
diesem Personenkreis zurechnet oder nicht. Und der Pastor ist
entlastet.(5) Natürlich muss eine Gemeinde auch dahingehend
gelehrt werden, dass einmal nicht am Abendmahl teilnimmt, z.B.
wenn man in Zwietracht mit einem anderen lebt (6) oder grobe
Sünden vorgefallen sind. Die Bibel sagt uns, was dann zu tun
ist." - " Und Kinder?", fragte die Frau. "Kinder
bedürfen des Abendmahls nicht, denn "ihrer ist das
Himmelreich" und
auch sie "können den Leib nicht unterscheiden."
(7)
"Vielen Dank Saron, ich muss dort an der Weggabelung rechts
ins Dorf hinuntergehen, Gottes Segen mit euch!" - "Auch
mit dir!", riefen Saron und seine Gefährtin. Sie
beteten mit ihr und zogen ihren Weg weiter.(8)
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